Stimmungsschwankungen

“Well, what if there is no tomorrow? There wasn’t one today.”

Archive for Oktober, 2006

Russisch denken II

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Dienstag Lautes Klopfen weckt mich gegen zehn Uhr morgens. Ich bin leicht verkatert und will schlafen. Anja, traurig, unterwürfig, aufmüpfig und leidend zugleich, steht an der Tür und will mit mir reden. Ihr störrisches schwarzes Haar hat die 40-Jährige zu einem Zopf geflochten, die dunklen Augen blicken erschrocken durch eine große goldgerandete Brille. Die schmale Gestalt scheint im selbstgestrickten schwarzen Pulli zu frieren, die dünnen Beine beinahe wegzuknicken. Warst du schon bei der Polizei, wirst du noch hingehen – bestürmt sie mich mit Fragen. Ich weiß nicht, was sie von mir will. Vielleicht hat sich der nervöse Polizist an die gewinnbringende Drogenhölle im Hostel erinnert und besteht nun darauf, dass ich in seinem Büro erscheine und sein Gehalt aufbessere. Ich fange an zu schimpfen, als mich Anja unterbricht und mir weinerlich mitteilt, dass sie heute morgen von einem wütenden Anruf der Direktion geweckt wurde. Read the rest of this entry »

Written by Christina

Oktober 15th, 2006 at 7:17 pm

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Russisch denken I

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Sonnabend Mein Handy ist verschwunden. Mein ständiger Begleiter, schnelle Verbindung zur sicheren Heimat, Wecker und Uhr in einem. Weg. Nachts, die Tür zum Zimmer nicht abgeschlossen, weil es nur einen Schlüssel für vier Bewohner gibt und alle zu unterschiedlichen Zeiten heimkommen. Ich schlafe bereits, als mich das Piepen und Blinken meines Mobilen aus den Träumen reißt. Danach werde ich das teure Stück nie wieder sehen. Read the rest of this entry »

Written by Christina

Oktober 15th, 2006 at 7:17 pm

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Hundeleben

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Wenn ich aus der Metrostation „Wladikino“ komme, präsentiert sich Moskau von seiner ostigsten Seite: graue Plattenbauten ragen in den Himmel. Diese Landschaft nimmt kein Ende. An kleinen Kiosken könnte ich mich mit Alkohol eindecken und fragwürdiges Essen kaufen. Tue ich aber nicht. Ehrlich. Vor mir liegt nämlich noch ein langer Weg zum Sherstone Hostel, den ich möglichst nüchtern und gesund zurücklegen möchte. Ganz ungefährlich ist der Weg nicht. Abgesehen von den Autofahrern, die von Regeln nicht viel halten, gibt es dort nur einen rudimentären Fußweg und Hunde. Freilaufende, wilde, hungrige Hunde. Am Tag meiner Ankunft konnte ich bereits ihre Bekanntschaft machen. Einer knabberte fordernd an meinem Koffer und ließ sich auch durch lautes Knurren meinerseits nicht abschütteln. Mir blieb nichts anderes übrig als Blickkontakt zu halten und zu warten, bis er das Interesse an mir und meiner Bagage verlor. Das dauerte. Read the rest of this entry »

Written by Christina

Oktober 15th, 2006 at 7:15 pm

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Begegnungen

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Abflug: Montag ein Uhr morgens in Berlin. Natürlich bin ich zu früh und natürlich bin ich übereifrig. Meinen Koffer wuchte ich voll Enthusiasmus auf das Laufband des Bundesgrenzschutzes. Mit gerunzelter Stirn betrachten die Hüter der Grenze, was ich mitnehme und werden wahrscheinlich nicht schlau daraus. Zu viele Strippen, zu viel Technik. Der Koffer ist zum Bersten gefüllt mit Kleidung, Schuhen, Mini-Discs und Ladegeräten. In meinem Rucksack sieht es nicht anders aus. Ich werde belächelt und durchgelassen. Read the rest of this entry »

Written by Christina

Oktober 15th, 2006 at 6:08 pm

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