Stimmungsschwankungen

“Well, what if there is no tomorrow? There wasn’t one today.”

Der Taxifahrer Micha, die Rita und ich

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Dresden

Mal eine Geschichte aus der Heimat. Kurze Zusammenfassung: Rita macht Micha das Leben schwer. Micha leidet. Micha geht nicht mehr in den Obstgarten und vom Italo-Fox wagt er höchstens noch zu träumen. Der Micha.

 

Vor einer Woche erst hat er der Rita einen Blumenstrauß geschenkt und vor dem versammelten Tanzteam seine Liebe gestanden. Und die Rita, was macht die? Verbringt den Rest des Abends an der Bar und unterhält sich mit anderen Leuten. „Die geht mir aus dem Weg“, sagt der Micha. Mit dem Taxi habe er sie abgeholt zu Silvester. Nicht in seinem eigenen. Sie haben sich einen Kollegen bestellt, damit er, der Micha, mit anstoßen kann. Karten hat er gekauft für einen Abend im teuren Restaurant in Meißen. Hat die Rita und seinen Freund und dessen schwierige Freundin abgeholt, abholen lassen von seinem Kollegen. Und dann haben sie gefeiert in Meißen. Und dann lief gar nichts mehr. „Sexuell. Ja, die Rita, die entzieht sich mir doch“, sagt der Micha. Mehr sagt er zum Glück nicht.

Trauriger Blick durch die getönte Brille. Ein begossener Pudel im Anzug mit Krawatte hinter dem Steuer eines gelben Autos. „Was soll ich denn machen“, fragt der Micha. „Soll ich nun zum Obstgarten fahren?“ Dort feiert die Rita nämlich Geburtstag. Zwei Kinder hat sie. Die sind schon erwachsen. Er hat ja seine erste Frau wegen der Arbeit verloren. Weil er mit dem Schwertransporter lieber durch Perm gefahren ist. An der Ölpipeline entlang anstatt zu Hause zu sein. Und dann, nach der Wende eben das Taxi. Und dann die Rita. Schon fast ein halbes Jahr sind sie irgendwie zusammen.

Na ja und die Rita, die fand das ja immer ganz toll mit dem Taxi. Ist ja auch praktisch. Sind nur so blöde Arbeitszeiten. Aber soll er vielleicht nicht doch einfach so vorbeifahren und sie fragen, was nun ist. „Angerufen habe ich sie seit zwei Tagen nicht mehr“, sagt der Micha. Italo-Fox tanzen sie doch aber zusammen. Als Paar. Soll er bis zur nächsten Tanzstunde warten? Bis er sie dann sieht? „Was sagen Sie denn dazu?“, fragt er mich.

Und ich sage:

„Lieber Micha,

sehr erfreut bin ich, dass Sie mich um einen kompetenten Rat gebeten haben.

Ich kann Ihnen nur sagen: Tanzen Sie Italo-Fox im Obstgarten. Aber meiden Sie die Körbe. Rufen Sie nicht an. Lassen Sie anrufen. Am besten einen Freund. Und tragen Sie nachts bitte keine Sonnenbrillen mehr.“

„Danke“, sagt er. „Das macht dann 16 Euro.“

 

Written by Christina

Januar 15th, 2008 at 11:20 am

2 Responses to 'Der Taxifahrer Micha, die Rita und ich'

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  1. Hahahhaha, schöne Bilder! Ich habe vergangene Nacht von Sibirien geträumt. Wirklich. Es hat getaut. Viele Grüße

    Joachim aus Halle

    16 Jan 08 at 11:37

  2. Schön wärs. Aber hier arbeitet sich der Frost kontinuierlich auf die Minus 30 zu. Ich sehe aus wie die Frau vom Michelinmännchen, wenn ich auf die Straße gehe.

    Christina

    16 Jan 08 at 12:48

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