Stimmungsschwankungen

“Well, what if there is no tomorrow? There wasn’t one today.”

Neu hier

6 comments

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

es ist euch bestimmt schon aufgefallen: Hier schreibt seit neuestem Julia. Das ist nicht meine Frau Dr. Hyde, das ist eine junge Frau, die euch bereits schon einmal als Podcasterin an dieser Stelle begegnet ist. Jetzt wirds hier ein bisschen bunter. Ich hab sie nämlich eingeladen, mitzumachen. Demnächst meldet sich bestimmt auch Olga mal zu Wort. Das ist die junge Dame, die die Sängerin Sandra so gut findet. Sie ist nur noch ein bisschen schüchtern.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und meinen neuen Kolleginnen viel Spaß beim Bloggen.

Ach ja, das Theme hat sich wieder geändert – bitte nicht irritieren lassen. Ich fand das alte nur zu dröge und zu orange. Das neue gefällt mir jetzt erstmal für nächsten drei Wochen …

Bis dahin,

Christina.

Written by Christina

April 19th, 2008 at 7:31 am

6 Responses to 'Neu hier'

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  1. Hallo Christina, endlich fand ich wieder einmal eine Nachricht aus Omsk in der SZ. Ich stöbere auch in „Stimmungsschwankung“ Der Name ist wirklich Programm, denn durch die Momentaufnahmen in Wort und Bild gewinne ich ein Mosaiksteinchen von der Vorstellung des fernen Landes. In der DDR wurde uns ein Idealbild von der UdSSR vermittelt. Wenn man auch nur einen Teil glaubte, wurden erst durch Sputnik-Hefte die Widersprüche in einer Breite sichtbar. (gibt es diese noch?) Eigene Eindrücke konnte ich erst 88 und 89 durch Urlaubsreisen in den Kaukasus gewinnen. Heute müsste ich durch drei Staaten reisen. Was werden wohl die Personen heute denken mit denen wir ins Gespräch kamen und die stolz auf den gewonnen Krieg und das Ansehen in der Welt waren? Ist nicht dieser Krieg nach 50 Jahren noch verloren worden? Zumindest sind alle Attribute eines verlorenen Krieges erfüllt. Nun hoffe ich, Julia berichtet öfter und umfangreich über Gott und die Welt. Damit, so denke ich, erhalten Eure Leser Primärinformationen. Seit wann gibt es Deutschstämmige in Omsk? Mit freundlichen Grüssen in das ferne Omsk Hans Lehmann

    Hans Lehmann

    2 Mai 08 at 19:51

  2. Hallo Hans,
    ich glaube, die Russen halten sich nicht für Verlierer des Krieges. Die Gesellschaft schwankt ob der rasanten, vor allem wirtschaftlichen, Veränderungen. Das geht hier ja noch schneller als bei uns nach der Wende. Das macht den Menschen zu schaffen. Viele reden hier davon, dass es wieder Krieg geben wird. Sie fühlen sich tatsächlich bedroht durch amerikanische Raketen-Abwehr-Pläne. Sie fürchten um ihre Bodenschätze, um ihr Land und ich habe den Eindruck, irgendwie auch um ihre Identität. Was bleibt denn noch, wenn man amerikanifiziert wurde? Dabei sind sie durchaus dabei, das gesellschaftlich, wirtschaftlich schon einmal vorweg zu nehmen. Die Widersprüche, von denen du sprichst gibt es hier in ihrer ganzen Breite. Es protzen die Bonzen, es leben die Muttchen von ein paar hundert Rubeln Rente und putzen deswegen noch mit 80 Jahren die Wohnung ihrer Nachbarn gegen ein bisschen Geld. Gibt es alles. Im Großen und im Kleinen. Die meisten der Beobachtungen sind tatsächlich nur Momentaufnahmen. Und manchmal weiß ich selbst nicht mehr, ob das jetzt so typisch ist für Russland oder ob das ein menschliches Phänomen ist. Aber ich halte die Augen offen. Ich kann nicht sagen, was deine Bekannten dir heute sagen würden. Vielleicht würden sie reden wie viele der Älteren hier: Damals war alles besser. Da war wenigstens jeder abgesichert. Interessant finde ich, dass viele der jungen Leute, die ich hier getroffen habe, lieber im Ausland als in Russland leben möchten.

    Deutsche gibt es hier spätestens seit Mitte des 2. Weltkrieges. Stalin hat die Wolgadeutschen als Spione und potentielle Verräter nach Sibirien und Kasachstan deportieren lassen.

    Viele Grüße zurück nach Deutschland,

    Christina.

    Christina

    3 Mai 08 at 06:40

  3. Hallo Hans,
    Es ist wirklich nett die Nachrichten hier zu lesen… Ich meine dass man sich für etwas interessiert. Und deine Frage über den Krieg ist genau zur Zeit aktuell. Am 9 Mai feiert ganzes Russland den grossen und bedeutenden „Tag des Sieges“. Und da irrst du dich wenn du mal denkst dass mit der Zeit der Sinn verloren geht. Das passiert nie. Vor allem ist es eine gute Möglichkeit für das Land seine Macht und Kraft zu zeigen (durch die Paraden am Kreml in Moskau und allen anderen grossen Städten) und daran zu erinnern dass die Sowjetische Armee die stärkeste war(!).Ich weiss es nicht ob es bei euch in Fernsehen gezeigt wird (und im Ausland).Es wäre schön weil es sieht wirklich toll aus. Und noch… Es gibt mehr und mehr Jugendlichen die sich für die Kriegszeiten wirklich interessieren.Das ist auch wichtig dass die nächste Generationen diese Zeit für wichtig halten. Die erkundigen sich bei Opas und Omas (wenn sie noch am Leben sind).Ich selber habe noch Oma und Opa und sie erzählen mir oft wie schwer es war und wenn du es hörst und in ihres gesicht anschaust ist es ja keine Spielerei. Keiner möchte wieder sowas erleben und sie wünschen uns immer Frieden und Verständnis. Ich habe noch keinem getroffen der sagen würde dass wir den Krieg verloren haben. Im Gegenteil. Alle schreien an diesem Tag dass Russland der starke Sieger war, ist und wird.

    juliania

    7 Mai 08 at 14:59

  4. Hallo Christina und Julia,
    vielen Dank für die schnelle Antwort. Da kann ich nicht mithalten. Ursprünglich meldete ich mich mit meiner Illusion(?) einen Roman anzuregen und befinde mich jetzt in politischen und philosophischen Überlegungen. Ich finde, es reiht sich ein in die ewige Frage, was die Welt im innersten zusammenhält. Eure Antworten haben deutlich gemacht, ich muss unbedingt einiges ergänzen.
    Obwohl ich gelernt habe für jede Behauptung sind die Beweise zu nennen, bin ich abgewichen und habe prompt das vermutete Kopfschütteln verursacht. (offensichtlich habe ich schon den Politikerstil übernommen, denn dort werden auch nur Behauptungen aufgestellt- den Beweis bleiben sie schuldig, von den “freien, unabhängigen“ Journalisten werden sie aufgegriffen und mit den Girlanden des Zeitgeistes geschmückt ohne die entscheidende Frage zu stellen, welches Wissen darüber eigentlich beim Politiker vorliegt. Ob Primär- oder Sekundärwissen wie es der Schweizer Parlamentarier Mühlemann bzw. Wissen oder vermeintliches Wissen wie es Falin in seiner Dresdener Rede 2007 nannte, vorliegt)
    Julia, ich stimme Dir zu, die am Sieg beteiligten können ihr Leben lang für ihren Beitrag stolz sein Ein militärischer Sieg kann nicht in Abrede gestellt werden und kann auch nach Jahrhunderten nur als solcher dargestellt werden. Ich würde es auch als ein verhöhnen der 30 Millionen Toten ansehen. (Über die Zahl liest man unterschiedliche Angaben)
    Nur im übertragenen Sinne ist meine Aussage zu verstehen. Da diese keiner tiefgründigen Analyse entstammt, kann die Aussage nur eine Verallgemeinerung sein. Ich will meine diesbezüglichen Gedanken nennen. In der Grundschule (1951 beendet) lernte ich als Kriegsziel Nazideutschlands: Bolschewismus beseitigen, an Rohstoffe gelangen, besonders Erdöl, Absatzmärkte sichern.
    Die Attribute eines verlorenen Krieges sind u.a.: Bestehendes Staatswesen wird beseitigt, alte Machthaber entfernt, neue eingesetzt, Wirtschafts- und Bankwesen der Siegermacht angeglichen, neues Geld eingeführt. Für die Bewertung des Sachverhaltes kommt mir immer wieder die Aussage Reagens in den Sinn: Wir haben es uns Milliarden kosten lassen den Kommunismus zum Scheitern zum bringen, da werden wir doch einige Millionen aufbringen um in Russland ein demokratisches System zu installieren (das muss in einer Rede vor dem Kongress gewesen sein). Jelzins Wahlkampf wurde bekanntlich ausgerichtet.
    Christina, ich hatte es vermutet, dass keine Auswanderer bis nach Asien gelangt sind. Das krankhafte Misstrauen der KPdSU Menschen gegenüber brachte unsägliches Leid. Denen, die in deutscher Kriegsgefangenschaft bzw. als Fremdarbeiter in Deutschland waren wurde auch übel mitgespielt. Eine Fremdarbeiterin, mit der mein Vater zusammen arbeitete, war Deutschlehrerin. Als Rüstungsarbeiter in ihrem Heimatort rekrutiert wurden, meldete sie sich freiwillig, da sie glaubte der Gruppe durch ihre Sprachkenntnisse nützlich sein zu können. Sie hatte große Angst vor der Rückkehr, denn sie war sich sicher, dass sie nach Sibirien verbannt wird und dort umkommt. Das Misstrauen kennen wir auch in der DDR. Wer aus westlicher Gefangenschaft kam, konnte z.B. keine Anstellung bei der Feuerwehr finden. In „Briefe an Indira“ von Nehru steht als Ursache für das Misstauen die Erfahrung aus der Revolution von 1905 die blutig niedergeschlagen wurde. Den Grund für das brutale Eingreifen der Staatsmacht lieferten Eingeschleuste in die Revolutionäre die mit Waffengewalt die Staatsmacht herausforderten. Wird nicht diese Taktik weltweit angewandt? (was machten die Eingeschleusten in der NPD?)
    Darf ich noch einige Fragen stellen?
    1. „Sputnik“ war ein Digest der sowjetischen Presse und Literatur und wurde in vielen Sprachen herausgegeben. Gibt es heute etwas Ähnliches?
    2. Wie hat sich die Sprache bei den Wolgadeutschen entwickelt? Ein intensiver Sprachaustausch mit Deutschland kann es doch nicht gegeben haben. Der Inhalt, Bedeutung eines Wortes ändert sich im Laufe der Zeit. In meiner Jugend hatte z.B. „geil“ eine ganz andere Bedeutung als heute. In der Unterhaltung mit dem Spätaussiedler musste ich manchmal feststellen, wir beide sprachen deutsch, haben uns aber trotzdem nicht richtig verstanden. Wie oft muss man im Leben den Satz sagen: So habe ich es aber nicht gemeint?
    Viele Grüsse in die Ferien Hans

    Hans Lehmann

    18 Mai 08 at 22:00

  5. Hallo Christina und Hans,
    mit Interesse habe ich eure Berichte gelesen und möchte gerne was dazu schreiben. Die Deutschstämmige, wenn sie die Russlanddeutsche meinen, gibt es in Sibirien, Gebiet Omsk seit Ende 19-Anfang 20J.h. Sie kamen freiwillig aus der Wolga und Ukraine . Im September 1941 wurden die Wolga-Deutschen aus ihrer Heimat an der Wolga nach Sibirien u. nach Kasachstan verschleppt. Die Wolga-Deutschen sprachen in verschiedenen Dialekten. Es kam drauf an aus welchen Orten in Deutschland( z.B. Hessen) ihre Vorfahren (1767) kamen. Und so haben einige ihren Dialekt behalten, die anderen, wegen des Verbotes der deutsche Sprache, verloren. Die Wolinien, Krim u. Ukraine- Deutsche wurden auch nach Sibirien u. Kasachstan deportiert.
    Grüsse Maria

    maria

    22 Mai 08 at 21:56

  6. Hallo Hans,
    sehr interessant und schön, deine Ausführungen zu lesen. Maria hat ja schon auf deine zweite Frage geantwortet. Damit zu deiner ersten: So weit ich weiß, gibt es den Sputnik in Deutschland noch auf Russisch.
    Viele Grüße,

    Christina.

    Christina

    1 Jun 08 at 18:38

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