Stimmungsschwankungen

“Well, what if there is no tomorrow? There wasn’t one today.”

Archive for the ‘Fotos aus Omsk’ Category

Neues Album

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Ich freue mich sehr, mitteilen zu können, dass ich nicht nur die alten Alben meiner Galerie aktualisiert, sondern auch ein neues eröffnet habe:

Omsk im Winter

Ich hoffe, das hilft, sich eine Vorstellung davon zu machen, wie kalt es in etwa hier ist. Momentan bewegen sich die Temperaturen auf die minus 30 zu. Ich friere. Sehr. Meine Kleiderordnung, um dem abzuhelfen, stelle ich demnächst vor. Viel Spaß beim Angucken.

Written by Christina

Januar 16th, 2008 at 1:41 pm

Weihnachten in Moskalenki

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Diese Veranstaltung habe ich bereits in einem der früheren Artikel kurz erwähnt. Hier nun ein kleines Fotoalbum dazu.

Moskalenki

Wahrscheinlich war ich im falschen Film oder auf einem richtigen Trip. So eine Feier habe ich noch nie erlebt: Ded Moros trifft einen fetten Weihnachtsmann. Eine Familie wird wegen ihres zahlreichen Nachwuchses geehrt und will doch gar nicht so recht ins Rampenlicht. Selbstgebackenes und Selbstgebasteltes wird verkauft. Eine deutsche Minderheitenband spielt volkstümlich auf und rockt das anwesende Publikum bereits im Vorfeld in die richtige Stimmung. Und drin im Saal singen Menschen auf der Bühne von Liebe und Schmerz, manchmal auch vom Weihnachtsmann. Alles auf Deutsch oder so ähnlich. „Molodez“, großartig, freuen sich die alten Damen in den hölzernen Sitzreihen. Und das in einem Kulturpalast mitten in der Steppe, 100 Kilometer westlich von Omsk. Moskalenki: Immer geradeaus und dann links.

Written by Christina

Januar 16th, 2008 at 11:54 am

Neue Bilder

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Ich habe mir ein bisschen Zeit gelassen, das gebe ich zu. Aber so eine Stadt, die muss ja auch erst einmal wirken. Und dieses Wirken, das muss man ja auch erst einmal verkraften – im Kopf und im Magen. Danach mache ich dann auch mal einen Finger krumm und betätige den Auslöser an der Kamera. Und ich verspreche – ich besser mich und die Qualität der Aufnahmen.

Verschaukelt

Written by Christina

Dezember 5th, 2007 at 8:53 am

Mein Zuhause

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Die Wohnung habe nicht ich gesucht – sie hat mich gefunden. Mir gefällt sie. Man kann darin leben. Hin und wieder zieht es ein bisschen durch die undichten Fenster. In der Küche herrscht ein leichter Gasgeruch. Der Kühlschrank macht Geräusche. Sonst würde er sich wahrscheinlich überflüssig fühlen. Denn etwas anderes als Geräusche machen kann er nicht.

Ich finde es deswegen auch eine große Leistung meines Kühlschrankes, eine H-Milch innerhalb weniger Tage ungeöffnet versauern zu lassen. Bisher ist leider noch nicht der beneidenswerte Umstand eingetreten, dass ich mit meinem Kühlschrank rede. Das liegt zum einen an der Tatsache, dass ich nicht die Kolumnistin einer großen deutschen Tageszeitung bin. Zum anderen vermute ich, wir verstehen einander nur nicht. Er brummt undeutliches Russisch. Ich nuschel morgens unmögliches Deutsch. Wie soll man da zueinander finden?
Über meinen Herd möchte ich an dieser Stelle nur so viel sagen: Brot verschimmelt darin im Bruchteil einer Sekunde. Und: Er macht mir Angst.
Ansonsten ist auf den Bildern doch recht gut zu erkennen, warum ich meine neue Omsker Wohnung mag. Sie liegt hoch oben. Die Sonne scheint mir morgens von zwei Seiten ins Gesicht. Sie liegt im Zentrum oder zumindest nahe dem, was hier allgemein als Zentrum bezeichnet und anerkannt wird.

Written by Christina

Oktober 16th, 2007 at 1:33 pm

Arbeiten in Asowo

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Asowo ist ein langes Kapitel, das ich an dieser Stelle wahrscheinlich auswalzen werde, bis es die Ausmaße von „Krieg und Frieden“ angenommen hat.

Vier Tage in der Woche arbeite ich in Omsk. Am fünften Tag aber setze ich mich in eine Marschrutka und zuckle nach Asowo. Marschrutkas – das sind Kleintransporter für Menschen. Ungefähr acht haben darin Platz. Asowo liegt südlich von Omsk, etwa 45 Kilometer in Richtung kasachische Grenze.

Drei Dörfer und 40 Minuten später erreiche ich die für russische Verhältnisse kleine Siedlung Asowo. Etwa 6000 Menschen wohnen dort an schnugeraden Straßen mitten in der Steppe. Ein frischer Wind weht mir um die Nase. Es riecht nach Dung und den dazu gehörigen Tieren. Am Straßenrand grasen wahlweise Kühe, Ziegen oder Schafe. Scharen von Enten und Gänsen machen schnatternd Ausflüge zum nächsten Schlagloch, um dort einen tiefen Zug abgestandenen Wassers zu nehmen. Hunde liegen bräsig in der Sonne. Landleben eben. Ich bin dort eine Art deutscher Dorfreporter. Glücklicherweise steht mir meine Praktikantin Galia zur Seite, die aus Asowo stammt und weiß, worüber man hier schreiben kann.

Leiter der Redaktion ist Viktor Iwanowitsch Siderenko. Er trägt eine dicke, speckige Hornbrille mit dicken Gläsern. Freitags trete ich in sein Büro – etwa vier Quadratmeter mit Schreibtisch – und erstatte ihm darüber Bericht, was auf der deutschen Seite seiner Zeitung erscheinen wird. Er macht mir daraufhin Komplimente für mein Äußeres und drückt mir ein Probepäckchen Instant-Kaffee in die Hand. Neulich erst meinte er: „Christinotschka, du siehst nicht aus wie eine Deutsche. Wir haben hier diskutiert. Du siehst aus wie eine Ukrainerin.“ Danach durfte ich arbeiten, muss mir aber seitdem Ukrainer-Witze anhören.

Larissa sitzt in dem Raum, in dem auch ich arbeite. Die Frau reicht mir stehend vielleicht bis zur Brust. Sie trägt ihre Haare hochgesteckt und bearbeitet die sozialen Themen in der Zeitung. Ihre Artikel schreibt und redigiert sie mit der Hand. Dann sitzt sie am Fenster, liest leise lächelnd, steckt sich zwischendurch ein Stück Käse zwischen die roten Lippen und streicht das eine oder andere Fehlerchen an. Ist sie fertig, kommt die Korrektorin zum Zug. Die tippt den Artikel ab. Von Computern, sagt Larissa, hat sie keine Ahnung. Dafür von Mode und Parfums. Liest sie nicht ihre Artikel, studiert sie den Avon-Katalog.

Überhaupt der Konsum: Freitag ist nicht nur Christina-Tag in Asowo. Freitag ist auch Basar. Asiatinnen mit dicken Taschen reisen an, breiten ihre Handtücher, Waschlappen, Socken und Teesorten auf dem Diwan im Flur aus und die Redaktion kauft ein.

Mir kam das neulich sehr zugute, weil ich bei minus 20 Grad dummerweise ein Paar Socken zu wenig angezogen hatte und meine Zehen nicht mehr spüren konnte. Wladimir Wladimirowitsch brachte mir Schlappen. Larissa brachte mir heißen Tee und bei den Frauen vom Basar kaufte ich mir knallgrüne, warme Socken. Asowo macht warm ums Herze.

Ansonsten passiert in diesem kleinen Ort, im ganzen Rayon nicht sehr viel. Die Wege sind weit, die Zeit vergeht. Das Leben lebt sich.

Written by Christina

Oktober 16th, 2007 at 1:07 pm

Posted in Alle,Fotos aus Omsk,Russland

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